Tag des alternativen Bindemittels
Der Baustoff Zement blickt auf eine lange Geschichte zurück und spielt auch heute immer noch eine wesentliche Rolle. Doch um den Anforderungen der Zukunft gerecht zu werden, wird sich der Baustoff verändern müssen. Um dieses Thema näher zu beleuchten, haben wir ins Spenner Forum eingeladen, um mit Experten zu sprechen.
Der Tag des alternativen Bindemittels fand am 7. November 2018 im Spenner Forum in Erwitte statt. Eingeladen waren viele Kollegen der Spenner Unternehmen, die mit Produktentwicklung und –überwachung betraut sind. Auch richtete sich die Einladung an Kunden und Geschäftspartner, die Anwender unserer Bindemittel sind. Mit rund 40 Teilnehmern war das Spenner Forum gut gefüllt. Für die Fachvorträge konnten wir hochkarätige Referenten gewinnen.
Prof. Dr. Ludwig vom F.A. Finger Institut der Bauhaus Universität in Weimar
Prof. Ludwig referierte zu dem Thema: „CO2-reduzierte Zemente für nachhaltige Betone“. Im Rahmen seines Vortrags zeigte er zunächst auf, dass der Bindemittelbedarf bis 2050 weltweit um von heute ca. 4 Milliarden t um ca. 50 % auf 6 Milliarden t jährlich steigen werde. Um bei steigendem Bindemittelbedarf gleichzeitig die CO2-Emissionen zu senken, bedarf es seiner Ansicht erheblicher Anstrengungen in der Reduktion des Klinkerfaktors. Die deutsche Zementindustrie habe sich in den vergangenen 10 Jahren bereits auf diesen Pfad begeben, was sich einem deutlichen Rückgang der Portlandzemente im Vergleich zu Komposit- und Hüttensandzementen zeige. Dennoch sei das derzeitige Rohstoffkonzept begrenzt, Flugasche und Hüttensande seien mengentechnisch gesehen komplett eingeplant und stehen in den kommenden Jahren sogar in abnehmendem Umfang zur Verfügung.
Ein erster Lösungsansatz bestehe laut Prof. Ludwig im Einsatz calcinierter Tone. Da ein reiner Einsatz calcinierter Tone jedoch Herausforderungen in den Bereichen Dichtigkeit, Verarbeitbarkeit, Dauerhaftigkeit und nicht zuletzt Farbe des Betons mit sich bringe, setzt Prof. Ludwig auf ein Dreikomponenten-System aus Klinker, calciniertem Ton und Kalkstein. Ein weiterer Lösungsansatz sei der Einsatz Ultra-Hochfein gemahlener Stahlwerksschlacken. Neben diesen Lösungsansätzen für das Gros aller Bindemittel gebe es noch Lösungen für spezielle Bindemittel, die in kleinteiligen Anwendungen sinnhaft sind. Insgesamt präsentierte Prof. Ludwig damit ein tragfähiges Konzept für die Zukunft der klinkerbasierten Bindemittel.
Dr. Sebastian Palm vom VDZ.
Er referierte zu dem Thema: „Steigerung der Klinkereffizienz“. Zunächst stellte er dabei heraus, dass die Klinkereffizienz neben der Reduzierung des Klinkers im Beton und der Reduzierung des Klinkers im Bauteil ein wesentlicher Faktor in der Erreichung der ehrgeizigen CO2-Ziele sind. Dabei ging er zunächst auf die verschiedenen Verfahren und Ansätze zur Messung der Klinkereffizienz ein. Als wesentlicher Grundgedanke wird die Anzahl an kg Bindemittel (oder auch CO2) je Kubikmeter Beton in der gewünschten Druckfestigkeit. Ein Bindemittel ist damit umso effizienter, je weniger man davon einsetzen muss, um eine gewünschte Druckfestigkeit zu erhalten.
Unterzieht man die gegenwärtige Verwendung von Bindemitteln in Deutschland diesem Maßstab, so ist festzustellen, dass in vielen Fällen zu viel Klinker (und damit gleichzeitig auch CO2) eingesetzt wird, um die gewünschten Festigkeiten zu erreichen. Um hier eine deutliche Besserung zu generieren müsse eine neue Normierung von Bindemitteln eingeführt werden, die weniger Klinker enthalten und zielgerichtet für bestimmte Anwendungen zum Einsatz kommen. Wird dieser Ansatz konsequent verfolgt, so kann eine deutliche Steigerung der Bindemitteleffizienz und damit eine gleichzeitige Verringerung des CO2-Fußabdrucks dieser Bindemittel erreicht werden.
Das Publikum nahm beide Vorträge sehr interessiert auf und stellte tiefgehende und auch kritische Fragen.
Höhepunkt der Veranstaltung war eine Podiumsdiskussion, bei der sich die Referenten den Fragen Hrn. Neuferts und des Publikums stellten. Wesentliche Diskussionspunkte waren unter anderem die gezielte Verwendung spezieller Zementsorten für bestimmte Bauteile und deren Anforderungen an Expositionsklassen oder auch die Aufforderung an die Politik, CO2-arme Zemente als Bestandteil öffentlicher Bauausschreibungen werden zu lassen.
Anschließend ließen die Teilnehmer den intensiven Austausch bei einem kleinen Mittagsimbiss und schönstem Herbstwetter vor der Kulisse des Steinbruchs „Spenner See“ ausklingen. Wir freuen uns sehr über die allgemein positive Resonanz zu unserer Veranstaltung.